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21.04.2025

Brannte uns nicht das Herz? Gedanken zum Tod von Papst Franziskus

Foto: Norbert Staudt, in: pfarrbriefservice.de

Brannte nicht unser Herz? So fragten es sich die beiden Emmausjünger, als sie am Abend mit Jesus zu Tisch saßen und dieser beim Brechen des Brotes ihren Blicken entschwand. So konnten wir es im Evangelium des Ostermontags hören. Brannte nicht unser Herz, als er sich heute unser annahm, mit uns ging, uns in unserer Trauer und Verlassenheit ansprach und mit uns über unsere Hoffnungen und geplatzten Träume in ein berührendes Gespräch kam.

Brannte nicht unser Herz? – Dieser Satz fiel mir sofort ein, als ich am heutigen Ostermontag im Fernsehen nur wenige Stunden nach dem Tod von Papst Franziskus Bilder und Szenen aus dessen zwölfjährigem Pontifikat sehen konnte. Mich haben einige der gezeigten Ausschnitte sehr bewegt und fast zu Tränen gerührt. Brannten schließlich nicht unsere Herzen, als er uns kurz nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdoms mit einem freundlichen und schlichten „Buena sera!“ – „Guten Abend“ wünschte? Als er dort, bevor er den Segen „Urbi et orbi“ spendete, die Menschen um ihr Gebet für ihn bat?

Brannten nicht unsere Herzen, als sich der Papst programmatisch den Namen des heiligen Bettelmönches aus Assisi gab. Brannten sie nicht, als er sich im einfachen Fiat durch Rom fahren ließ und sich weigerte, in die päpstliche Gemächer zu ziehen? Als seine erste Reise Papst Franziskus nach Lampedusa führte, wo er auf das tragische Schicksal der Flüchtlinge im Mittelmeer hinwies? Als er bei Audienzen Kinder zu sich kommen ließ, als er behinderte Menschen umarmte und Häftlingen im Gefängnis die Füße wusch?

Ja, es berührte uns in den vergangenen zwölf Jahren – über Konfessionsgrenzen hinweg –, wie der „Spontifex“ ungezwungen auf die Menschen zuging, mit ihnen ins direkte Gespräch kam und ihnen wertschätzende Blicke und zärtliche Gesten zukommen ließ. Es berührte uns, wenn er in einfachen Worten sprach, predigte, verkündete. Es berührte uns, wenn er auf die Armen und Schwachen zuging. Wir erlebten einen Papst, der – wie der Theologe und Psychiater Manfred Lütz im Interview sagte – „als Mensch lebte und und als Menschen ansprach“. Er war ein Papst „zum Anfassen“, wie es ZDF-Vatikanexperte Jürgen Erbacher und andere formulierten, und ein „Seelsorger auf dem Stuhl Petri“. Man konnte spüren, dass es ihm nicht um Regeln und Dogmen, vielmehr zeigte er unermüdlich Gesten der Barmherzigkeit, der Menschlichkeit und Geschwisterlichkeit. So hat Franziskus, wie es ARD-Korrespondent Tilman Kleinjung sagte, das Papstamt „auf Normalmaß gestutzt“. Dem Papst sei es vielmehr gelungen, „Türen zu öffnen“, wie Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz betonte. Er konnte „einen neuen Stil und eine neue Kultur“ in der Kirche etablieren.

Sicher: Manche Aussagen von Franziskus waren weniger glücklich, in manchen Maßnahmen etwa bei der Bekämpfung des Missbrauchs oder im Ukraine-Krieg war er zu zögerlich. In einigen Fragen geling es dem Papst nicht, seinen administrativen Apparat auf die Veränderungen einzustimmen. Aber dennoch prägte er die katholische Kirche so sehr, „dass es kein Zurück mehr geben kann“, so Bätzing. Die Berufung von Frauen an die Spitze vatikanischer Behörden, das Stimmrecht von Laien bei der Synode, die ständige Kritik am „Gift des Klerikalismus“ hinterließen deutliche Spuren in der Kirche. Dass vor Ort die besonderen pastoralen Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen sind, machte im Pontifikat von Franziskus nicht nur die Amazonas-Synode deutlich. Als ein „ein großes Geschenk an die Kirche“ bezeichnete Bätzing daher den verstorbenen Papst.

„Was alle angeht, soll auch von allen entschieden werden.“ – ohne eine parlamentarische Demokratie imitieren zu wollen, hat Franziskus mit seiner synodalen Praxis gezeigt, dass Verkündigung und Mission nur dann glaubwürdig sein können, wenn sie von allen mitentwickelt und getragen werden. Ob die Kritik am Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland – teilweise auch unsachlich vorgetragen – wirklich hilfreich war, kann durchaus angezweifelt werden. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Kritikern dieses Formats konnte der Papst liefern: Die Weltsynode 2021—24 beschäftigte sich mit der synodalen Zukunft der Kirche und zeigte Wege der Partizipation von Laien und damit auch von Frauen auf. Dass es unter Franziskus nicht zu radikalen Reformen kam, konnten uns die Experten und Insider bereits bei der Wahl von Franziskus 2013 voraussagen. Doch der Papst aus Argentinien war jemand, der durch seine Worte und Taten Türen für Veränderungen und Reformen aufstieß. Deutlich wurde in den letzten zwölf Jahren vor allem: Um die katholische Lehre und den kirchlichen Apparat weiterentwickeln zu können, müssen viele Menschen begeistert und mitgenommen werden. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn das neue Miteinander auch in der Praxis gelebt wird: durch Hinwendung zu den Menschen und Seelsorge, durch den Blick auf die Ränder und die Sorge um die Armen, durch eine verständliche Sprache und ein freundliches Auftreten.

„Man muss Menschen mögen“, sagte der inzwischen deutschlandweit bekannte Priester Thomas Frings aus Münster bei einer Konferenz im Bistum Eichstätt. Wer Menschen nicht mag, sich dem Auf und Ab ihres Lebens nicht zuwenden mag, der wird die Herzen der Menschen nicht erreichen. Man muss eben die Menschen mögen und nicht die Rituale und Zeremonien, Status und Privilegien, Macht und Karriere. Bei Papst Franziskus konnte man das immerzu spüren. Nur so lassen sich die Menschen mitnehmen und begeistern, lässt sich die Frohe Botschaft in die Welt von hier und heute tragen.

Nein, ein Reformpapst war Franziskus nicht. Es ist auch nicht alles gelungen und geglückt. Manchmal lag Franziskus inhaltlich und in der Wortwahl vielleicht auch daneben. Aber er konnte uns dazu ermuntern, immer wieder nach der „Freude am Evangelium“ zu suchen, uns gegenseitig zu begeistern und uns den Menschen mit ihrer „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ zuzuwenden, vor allem den „Armen und Bedrängten aller Art“, wie es vor Jahrzehnten das Zweite Vatikanische Konzil bereits formulierte hatte. Danke, Papst Franziskus, für deine Worte, Zeichen und Taten, für deinen Dienst als Seelsorger, für deine Liebe zu den Menschen. Danke, dass du unsere Herzen zum Brennen gebracht hast. Nun bist du nicht mehr unter uns. Vielleicht kkönnen wir dennoch dein Vermächtnis weitertragen.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

 

 

 

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