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02.09.2025

Schöpfungstag in Plankstetten: Achtsamkeit, Spiritualität und Naturverbundenheit

Achtsam unterwegs sein – dazu lädt eine besondere Wanderung beim Schöpfungstag in Plankstetten ein. Foto: Elisabeth Höflmeier

In der Natur findet Elisabeth Höflmeier die Nähe Gottes – und entdeckt dabei stets aufs Neue die Schönheit der Schöpfung. Foto: Hans Höflmeier

Schöpfungsspiritualität und Tiefenökologie zeigen Wege zu einer tiefen Verbundenheit und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur auf. Grafik: pde

Beim Schöpfungstag und Erntedankmarkt am Sonntag, 28. September, im Kloster Plankstetten steht das 10-jährige Jubiläum der Enzyklika „Laudato si“ im Mittelpunkt. Ein besonderer Programmpunkt ist eine Achtsamkeitswanderung mit Waldgesundheitstrainerin Elisabeth Höflmeier, die Schöpfungsspiritualität mit den Gedanken der Tiefenökologie verbindet. Parallel dazu gibt es eine Schöpfungswanderung für Kinder mit Pfarrer Anton Schatz, Seelsorger für Kinderpastoral im Bistum Eichstätt (siehe Programm unten).

Für Elisabeth Höflmeier ist es nur ein kurzer Weg nach Plankstetten, wo die Diözese Eichstätt gemeinsam mit den Benediktinermönchen das Zentrum für Schöpfungsspiritualität (ZfS) betreibt. Das Motto des Schöpfungstages – „Schöpfung feiern – Schöpfung erleben“ – spricht ihr aus der Seele. Die Beilngrieserin ist tief im katholischen Glauben verwurzelt und seit ihrer Kindheit in der Schönstattbewegung beheimatet. Aufgewachsen im Naturpark Altmühltal, liebt sie es, in der Natur unterwegs zu sein und beim Wandern neue Kraft zu schöpfen. Ihre Heimatlandschaft ist für sie ein spiritueller Erfahrungsraum, in dem sie die Nähe Gottes und die Schönheit der Schöpfung immer wieder neu entdeckt. Was einst als persönliche Leidenschaft begann, ist für sie zu einer Berufung geworden: Menschen in der Natur zu begleiten, sie zur Achtsamkeit einzuladen und ihnen Räume innerer Stille zu eröffnen.

Nach ihrer Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik der Diözese Eichstätt arbeitet Höflmeier als Erzieherin und Motopädagogin im Kindergarten. Zugleich hat sie sich in den vergangenen Jahren konsequent weitergebildet – zur Waldgesundheitstrainerin, Natur- und Achtsamkeitstrainerin, Expertin für Waldbaden, Stressbewältigung und Burnoutprophylaxe in der Natur. Mit ihrem YouTube-Kanal „Brotladen“ und durch ihre Bildungsangebote verbindet sie christliche Spiritualität mit einem ganzheitlichen Zugang zur Natur. Ihr Leitsatz: „Glaube ist nicht Kopfsache, sondern Lebenseinstellung, Herzenssache.“

Achtsamkeitswanderung – ein spiritueller Weg

In der Natur findet Elisabeth Höflmeier die Nähe Gottes – und entdeckt dabei stets aufs Neue die Schönheit der Schöpfung. Foto: Hans Höflmeier

Wer mit Elisabeth Höflmeier auf Achtsamkeitswanderung geht, spürt schnell, wie sehr sie die Natur liebt. Sie lädt ein, die Schöpfung mit allen Sinnen wahrzunehmen, bewusst zu atmen, zu hören und zu staunen – und dabei auch sich selbst neu zu entdecken. „In einer Gesellschaft, die von Hektik, Leistungsdruck und digitaler Dauerpräsenz geprägt ist, können solche Momente des Innehaltens zu Quellen der Heilung werden. Sie schenken Ruhe, Dankbarkeit und eine tiefere Verbundenheit mit dem Leben“, sagt Höflmeier.

Im Licht der Enzyklika „Laudato si“ gewinnen diese Wanderungen eine spirituelle Tiefe: Schöpfung nicht nur zu nutzen, sondern sie als Geschenk Gottes zu würdigen und zu schützen. Elisabeth Höflmeier gelingt es, die christliche Schöpfungsspiritualität mit der Lebensphilosophie der Tiefenökologie zu verbinden. Sie zeigt, dass wir Menschen nicht über der Natur stehen, sondern Teil eines größeren Ganzen sind. So werden Achtsamkeitswanderungen zu einem spirituellen Weg, der Leib, Seele und Geist stärkt – und zugleich zu einer sanften Schule für die innere und ökologische Umkehr, wie Papst Franziskus sie in „Laudato si“ beschreibt. Das Lehrschreiben aus dem Jahr 2015 weist dabei durchaus Parallelen zu Gedanken der Tiefenökologie auf.

Tiefenökologie und Schöpfungsspiritualität

Schöpfungsspiritualität bedeutet nach christlichem Verständnis, den Glauben in Beziehung zur Schöpfung zu leben. Die Bibel erinnert daran, dass der Mensch eine Welt vorfindet, die er nicht selbst geschaffen hat. Ihr Ursprung liegt in Gott. „Der Mensch ist Teil dieser Wirklichkeit und kann sie nicht vollständig erklären – neben Naturgesetzen bleibt immer Raum für Deutung und Staunen“, heißt es auf der Website des Zentrums für Schöpfungsspiritualität. Die Erfahrung der Schöpfung führe den Menschen an die Grenzen seiner Möglichkeiten, wecke seinen Forschergeist und stelle die Frage nach Ursprung, Sinn und Ziel allen Lebens.

„Wo Menschen die Schöpfung achten und bewahren, wächst auch ihre Spiritualität“, ist Abt Beda Sonnenberg, Leiter des ZfS, überzeugt: „In der Sorge um Natur und Umwelt kommen sie dem Göttlichen nahe und geben dieser Erfahrung Ausdruck in Glauben, Riten und Gemeinschaft.“ Schöpfungsspiritualität verbinde so Naturerfahrung, Kultur und Glauben – und mache die Kirche zu einer wichtigen Gesprächspartnerin im gesellschaftlichen Diskurs um die Zukunft der Schöpfung.

 

Schöpfungsspiritualität und Tiefenökologie zeigen Wege zu einer tiefen Verbundenheit und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur auf. Grafik: pde

Auch die Prinzipien der Tiefenökologie haben längst Eingang in diesen Diskurs gefunden – und die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus sichtbar beeinflusst. Dabei geht es um eine Lebensform, wie sie von Urvölkern seit jeher gelebt wird. „Die Natur ist meine Familie, meine Schule und mein Tempel“, formulierte es ein Inkapriester. Menschen mit einer tiefenökologischen Haltung betrachten „die Erde als einen lebendigen Organismus, in dem alles Leben verbunden und voneinander abhängig ist“, schreibt Netzwerkerin Elisabeth Loibl (von 1993 bis 2023 Mitarbeiterin der Bundesanstalt für Bergbauerfragen in Österreich). Papst Franziskus bringt es in „Laudato si“ so auf den Punkt: „Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft verbunden ist.“ (LS 91)

Als geistiger Vater der Tiefenökologie gilt der norwegische Philosoph, Bergsteiger und Umweltaktivist Arne Naess (1912–2009), der den Begriff 1973 prägte. Wenn wir Umweltkatastrophen verhindern wollen, müssen wir uns ihm zufolge als Teil der Natur begreifen – und nicht als von ihr getrennt. „Wir müssen in und mit ihr leben, ihren ureigenen Wert anerkennen“, so Naess. In diesem Sinn spricht er von einem „ökologischen Selbst“ – einem Selbstverständnis, das im Bewusstsein unseres Verhältnisses zur „Gemeinschaft aller Lebewesen“ verankert ist. Gutes Leben bedeutet für Naess, mit allen Elementen unserer Mitwelt im Einklang zu sein. Ganz ähnlich drückte es Franz von Assisi in seinem vor 800 Jahren verfassten Sonnengesang aus, der als Vorbild für die Enzyklika „Laudato si’“ diente.

„Viele Menschen, die die Natur lieben, die dankbar sind für ihre Gaben und ihre Schönheit, leben nach den Grundsätzen der Tiefenökologie, ohne jemals von diesem Begriff gehört zu haben“, erklärt Elisabeth Loibl. Da die Sorge um die Erde, „unser gemeinsames Haus“, wie Papst Franziskus sie nennt, alle Menschen über weltanschauliche, politische und religiöse Grenzen hinweg verbindet, kann Tiefenökologie nach Ansicht von Naess weder als Ideologie noch als Form ökologischen Fundamentalismus gelten. Es sei nicht nötig, andere davon zu überzeugen oder gar zu missionieren. Vielleicht ist das der Grund, warum sie nicht nur das ökologische Denken und die Umweltbewegung der vergangenen Jahrzehnte geprägt, sondern auch die Schöpfungsspiritualität inspiriert hat. Zahlreiche Angebote im Naturpark Altmühltal und im Zentrum für Schöpfungsspiritualität zeigen, wie sich beide Ansätze gegenseitig ergänzen und bereichern können. Beim Schöpfungstag in Plankstetten wird dies bei der Achtsamkeitswanderung erfahrbar.

Text: Geraldo Hoffmann

Beitragsreihe "Zehn Jahre Laudato si"


Diözesaner Schöpfungstag und Erntedankmarkt im Kloster Plankstetten

Sonntag, 28. September 2025

  • 13.00 Uhr: Begrüßung: 10 Jahre Enzyklika Laudato Si: „Schöpfung Feiern – Schöpfung erleben“
  • 13.15 Uhr: Schöpfung.Wort.Widerhall – „Laudato Si“ als Klangcollage
  • 14.00 Uhr: Schöpfung Feiern: Ökumenischer Schöpfungsgottesdienst
  • 15.00 Uhr: Kaffeepause und Zeit für den Erntedankmarkt                     
  • 15.30 Uhr: Schöpfung Erleben: Angebote in der Natur
    - Achtsamkeitswanderung für Erwachsene mit jahreszeitlichen Impulsen mit Elisabeth Höflmeier, Natur- und Achtsamkeitstrainerin
    - Schöpfungswanderung für Kinder mit Pfarrer Anton Schatz, Seelsorger für Kinderpastoral im Bistum Eichstätt
  • 17 Uhr: „Schöpfungssegen“ in der Klosterkirche
    Texte: Elisabeth Höflmeier Natur- und Achtsamkeitstrainerin, Beilngries
    Musikalische Gestaltung: Musikgruppe Contact Dietfurt

Flyer zum Schöpfungstag

Die nächsten Termine

Samstag, 24. Januar
09.00 Uhr
Dekanatsforum der Dekanate Neumarkt und Habsberg
Ort: Kolpingshaus Johanneszentrum
Veranstalter: Bischöfliche Dekanate Neumarkt und Habsberg