Zum Inhalt springen
30.05.2023

So wie Musik - Gedanken zum Pfingstfest

Foto: pixabay

Pfingstsonntag. Gundelsheim bei Bamberg, eine Ortschaft mit rund 3.500 Einwohner. Dutzende Musiker treffen sich am Ortsrand, um gemeinsam durch den Ort zu ziehen. Sie kommen aus Oberfranken, aus Italien und aus Frankreich. Alle Gundelsheimer sind auf den Beinen, um dieser Attraktion beizuwohnen. Der Musikverein feiert Jubiläum und hat Blaskapellen aus den europäischen Partnerorten eingeladen. Nun marschieren die drei Gruppen gemeinsam los und wechseln sich beim Musizieren ab. In der Ortsmitte werden sie später ein Platzkonzert geben. Auch unsere beiden Neffen sind mit dabei. Die Veranstaltung verbindet Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Generationen, mit verschiedenen Leidenschaften, Begabungen, Erfahrungen und Einstellungen. Sie wird schließlich mit den Hymnen aus Italien, Frankreich und Deutschland sowie der Europahymne „Ode an die Freude“ enden. An diesem Nachmittag wird spürbar: Musik verbindet.

In den Dörfer und Ortschaften fehlt es ja häufig an Gemeinschaft und Zusammenhalt. Man lebt nebeneinander her, ohne sich zu kennen oder gar miteinander etwas zu unternehmen. Man arbeitet in der Stadt, surft im weltweiten Netz umher, kümmert sich um das eigene Haus und die eigene Familie, kümmert sich ein wenig um die persönliche Fitness – wo ist da noch Platz für gemeinschaftliche Unternehmungen, für ein Engagement in der Blaskapelle oder Pfarrgemeinde, bei der Feuerwehr oder im Sportverein. Auch die Kirchen in der Fläche, „auf dem Land“ spüren diesen Trend. Waren sie lange Zeit ein gemeinschaftsstiftendes Element, das Menschen miteinander verband und „auf die Straßen brachte“, sind Gottesdienst und Gemeindeleben heute in einem Ort oft nur die Angelegenheit von einigen wenigen. Über Religion und Kirchenzugehörigkeit gerät man heute eher aneinander, als dass man ins Gespräch kommt und sich gemeinsam engagiert.

Oftmals ist auch der Zustand unserer Pfarrgemeinden wenig einladend. Pfarreien werden „verwaltet“ und sind geprägt vom „Weiter wie bisher“. Die Gotteshäuser bleiben zwar oft leer, müssen aber auf Biegen und Brechen erhalten bleiben. Die Teilnahme an Wallfahrten oder Prozessionen ist mancherorts zur reinen Brauchtumspflege oder Folklore verkommen. Für die wenigen Aktiven darf sich nichts ändern: Zeitpunkt und Gestaltung der Gottesdienste müssen bleiben wie immer. Auf das eigene Recht auf priesterliche Versorgung wird laut gepocht. Der Service muss stimmen. Dabei gibt es immer weniger hauptamtliches Personal, das diesen Ansprüchen genügen kann. Sind wir nicht in eine Sackgasse geraten, aus der wir nicht mehr herauskönnen?

Andererseits erleben wir in unseren Pfarrgemeinden auch mangelnde Qualität: Eine unverständliche Sprache, wenig zeitgemäße Musik, eine formelhafte und blutleere Liturgie, die oft lieblos vollzogen wird, unpassende Gottesdienstzeiten, überforderte Hauptamtliche, Priester, die sich noch immer als „Hochwürden“ verstehen oder als solche hofieren lassen, mangelnde Erreichbarkeit von Pfarrbüros, düstere, verstaubte Pfarrsäle, eine Öffentlichkeitsarbeit aus dem vergangenen Jahrhundert. So erleben Menschen Kirche vor Ort. Es ist also kein Wunder, dass es den Pfarreien nicht mehr gelingt, Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Generationen oder gegensätzlicher Lebenswelten miteinander zu verbinden.

Die Apostelgeschichte schildert uns das Pfingst-Wunder in Jerusalem als ein menschen-verbindendes und gemeinschaft-stiftendes Ereignis: Menschen unterschiedlicher Muttersprachen und Nationen finden zueinander. Sie verstehen die Frohe Botschaft, die von den Jüngerinnen und Jüngern Jesu nun gut verständlich und zielgenau verkündet werden kann. Der Heilige Geist führt Menschen zusammen, gibt Mut zu reden und zu erzählen und lässt die Gemeinschaft der Glaubenden größer werden. An Pfingsten feiern wir nicht nur dieses Ereignis von damals, sondern glauben, dass Jesus auch uns heute seinen Geist zugesagt hat. Es ist jetzt an uns, diesen Geist wirken zu lassen und zur Entfaltung zu bringen. Manchmal sollten wir ihm vor allem ein wenig mehr Raum in uns und unter uns geben. Dazu darf uns weniger die Frage: „Was müssen wir alles retten und erhalten?“ leiten, sondern die Frage: „Wie können wir das, was uns bewegt, mit anderen teilen?“ So fällt unser Blick auf diejenigen, die die Botschaft von der Liebe und Barmherzigkeit ganz besonders brauchen. Auf diejenigen, die Sinn und Orientierung für ihr Leben suchen. Auf diejenigen, die Halt und Hilfe ganz besonders brauchen. Plötzlich spüren wir: Glauben ist nicht nur meine Privatangelegenheit, die nur mich etwas angeht. Glauben ist mehr als bloß ein wöchentlich vollzogenes Ritual, eine persönliche Frömmigkeit und Gebetspraxis.

Glauben will uns vielmehr zusammenbringen, Gemeinschaft stiften, sich in gelebter Solidariät zeigen – über meine vier Wände, über unseren Kirchturm, ja über Sprachen und Nationen hinaus. Miteinander essen, trinken, lachen, feiern und musizieren, sich gegenseitig besuchen und empfangen, das Teilen, die Gastlichkeit und eine einladende Willkommenskultur – vor allem darin wird Gottes Geist spürbar. So können unsere Pfarrgemeinden Knotenpunkten tiefer Verbundenheit im Leben und im Glauben werden. Und so können sie – auch in der Fläche, „auf dem Land“ – in Zukunft Menschen begeistern und bewegen. Pfingsten sagt uns: So wie die Musik will uns auch unser Glaube verbinden.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Sonntag, 21. April
18.30 Uhr
Segnungsgottesdienst für alle Entlassschüler aller Schulen
Ort: Hofkirche Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau Neumarkt
Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
Samstag, 04. Mai
10.00 Uhr
Sonntag, 05. Mai
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Freitag, 17. Mai
09.30 Uhr
10.00 Uhr
19.00 Uhr
„Don Kosaken Chor Serge Jaroff“ - Konzert
Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Samstag, 18. Mai
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr