Was wäre das Kirchenjahr ohne Kerzen?

Als Maria ihren erstgeborenen Sohn in den Jerusalemer Tempel brachte, war der greise Prophet Simeon voller Freude, erkannte er doch in dem Kind das Licht, das in die Welt gekommen war. An diese Begebenheit erinnert das Fest Darstellung des Herrn am 2. Februar, das schon die frühen Christen feierten. Weil es bald mit Lichterprozessionen und der Weihe von Kerzen einherging, bekam es im Volksmund den Namen „Mariä Lichtmess“. Oft wird an diesem Tag in der Kirche der gesamte Jahresbedarf an Kerzen geweiht.

Kinder dürfen Kerzen ziehen

Was aber macht man, wenn die Kerzen am Altar und in den Leuchtern niedergebrannt sind, mit den ausgedienten Stumpen? Eine gute Idee kommt aus der Pfarrei Winkelhaid-Burgthann: Die Wachsreste werden in einem großen Topf geschmolzen und die Kinder dürfen sich damit ihre eigenen Kerzen für den Lichtmess-Gottesdienst ziehen. Bis vor ein paar Jahren war das nach Auskunft von Gemeindereferentin Karin Meier ein spezielles Angebot für die Kommunionkinder des jeweiligen Jahres. Inzwischen ist das Kerzenziehen offen für alle interessierten Kinder und integriert in die Reihe „Komm mach mit! - Kinderprogramm entlang des Kirchenjahres“, die regelmäßig im katholischen Pfarrheim in Burgthann stattfindet. Maßgeblich beteiligt daran ist eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Pfarrei, Anja Slavik. So wie die 52-jährige Erzieherin und erfahrene Tischmutter mit den Kindern im Oktober eine Erntedanksuppe gekocht oder im Advent einen grünen Kranz gebunden hat, so lautete das Motto nun: „Dem Licht auf der Spur am Lichtmessfest“. Alle Teilnehmenden bekamen ein etwa 25 Zentimeter langes Stück Docht, das sie oben mit einer Wäscheklammer festhielten und reihum in den Topf mit geschmolzenem Wachs tauchten, Schicht für Schicht, bis ihre Kerze dick genug war. Zum Einstieg hatte ihnen Slavik Wissenswertes über das Fest Lichtmess erzählt. Die Kinder erfuhren etwa, was hinter dem alten Spruch „Martin zündt’s Licht an, Maria bläst’s wieder aus“ steckt: In einer Zeit, als es noch kein elektrisches Licht gab und Wachskerzen teuer waren, sollten letztere bei der täglichen Arbeit nur zwischen St. Martin und Lichtmess entzündet werden. Wenn die Tage wieder länger wurden, musste das natürliche Licht wieder ausreichen.

Kerzen für alle Lebenslagen

Um den Umgang mit Kerzen geht es demnächst auch bei den Schulungs- und Besinnungstagen der Mesner aus dem Bistum Eichstätt. Den praktischen Teil des traditionellen Treffens auf dem Hirschberg bestreitet Barbara Eglmeier. Als soeben wiedergewähltes Kirchenverwaltungsmitglied der Neumarkter Hofkirche engagiert sich die 45-Jährige in derselben Pfarrei, in der auch Mesnerverbands-Vorsitzender Dennis Meindlschmidt im Einsatz ist. Die noch ungeschmückten Kerzen, die er an Lichtmess vor dem Altar arrangiert, wird Barbara Eglmeier in den kommenden Wochen für die Kommunionkinder und Firmlinge der Pfarrei verzieren.

Für das Gestalten mit Wachs interessiert sie sich schon seit ihrer Kindheit. Gerlinde Adlfinger, eine Freundin ihrer Mutter, gab Kurse für Erstkommunion-Eltern, „wir sind da als Kinder schon reingewachsen“. Adlfinger gestaltete auch jedes Jahr die große Osterkerze für die Hofkirche. Als sie 2017 altersbedingt aufhörte, fand sie in Barbara Eglmeier eine Nachfolgerin. Ein paar Jahre später gestaltete diese für Pfarrer Stephan Wingen nach dessen Vorstellungen eine weitere Kerze für die Kirche. Es war gerade Coronazeit „und in meinem jugendlichen Leichtsinn hab‘ ich die Kerze auf meinen Facebook-Account gestellt“, lacht Eglmeier. Von da an bekam sie immer mehr Anfragen, aus denen schließlich ein kleines Gewerbe entstand: Sie bekommt Kerzen-Aufträge von Taufeltern, von Hochzeitspaaren, von Ehejubilaren, von Trauernden. Nicht zu vergessen die etwa 40 Kommunionkerzen und ebenso viele Firmkerzen. Einen ganzen Kofferraum voller Rohlinge transportiert Eglmeier, die natürlich auch die Tauf-, Kommunion- und Firmkerze ihrer 18-jährigen Tochter selbst gestaltet hat,  in diesen Tagen zur Lichtmess-Feier in die Hofkirche.

An Kerzen werde dort generell „nicht gespart“, meint sie. Kerzen „gehören einfach in eine Kirche, sie spenden ein warmes, weiches Licht“. Ein Highlight sei für sie jedes Jahr das Entzünden der 1,20 Meter hohen Osterkerze, „da fiebere ich mit, bis sie schließlich fest auf dem Ständer steht“.  Die Gestaltung von Osterkerzen wird auch bei der Mesner-Schulung auf dem Hirschberg zur Sprache kommen. Für Eglmeier ist es das erste Mal, dass sie vor diesem Kreis referiert. Die Teilnehmenden „dürfen mich fragen, soviel sie wollen“, verspricht sie. „Ich werde auf jeden Fall mein Werkzeug und eine Kerze mitbringen und diese gemeinsam mit den Mesnern gestalten. Vielleicht wird es ja schon eine Osterkerze.“ 

Ausstrahlen in die Welt

Kerzen spielten auch eine wichtige Rolle bei einem Familiengottesdienst, der bereits am Fest „Taufe des Herrn“ in der Pfarrei Weinberg (Pfarrverband Herrieden-Aurach) stattfand. Die Kinder waren dabei eingeladen, ihre Taufkerze mitzubringen. Alle durften erzählen, welche Zeichen und Symbole auf der Kerze zu sehen sind. Dann wurden die Kerzen auf den Altar gestellt und die Ministranten zündeten sie an. Durch Bekreuzigen mit Weihwasser erinnerten sich Kinder und Erwachsene an ihre Taufe und dankten Gott dafür. Alle Getauften seien gerufen, das Licht des Glaubens in die Welt zu tragen, erfuhren sie. Auch erwachsene Gottesdienstbesucher, Mitglieder des Pfarrgemeinderats und weitere Ehrenamtliche, kamen zu Wort und drückten aus, wie sie ihr Getauft-Sein als Auftrag begreifen. Im Pfarrverband Herrieden-Aurach bereiten zum Beispiel Pfarrgemeinderäte regelmäßig Gottesdienste vor, so auch den Familiengottesdienst in Weinberg.

Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt