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10.11.2023

Lohnt es sich nicht? Ein weiterer Kommentar zur Welt-Synode in Rom

Foto: Jessica Krämer ©

Die erste Session der Bischof-Synode „Für eine synodale Kirche“ geht nun ihrem Ende entgegen. Viel drang zuletzt nicht nach draußen, insgesamt scheinen die Teilnehmern aber nach drei Vierteln schon ein erstes Fazit zu ziehen, das positiv ausfällt: Über 50 Frauen sind diesmal stimmberechtigt – ein Novum in der katholischen Kirche. Es wird viel von einem „neuen Geist“ und „Begegnung auf Augenhöhe“ gesprochen. Konfrontation sei nicht der beherrschende Ton in den Debatten gewesen, wie das Onlineprotal katholisch.de berichtete. Auch die Kleiderordnung sei „zunehmend hierarchiefrei“. Manche sprachen sogar von „Sternstunden der Kirche“. Das alles kann beflügeln: Der ernsthafte Dialog kann der Kirche guttun, das Ringen um gemeinsame Positionen befreiend sein. Neue Wege, zu einem Konsens zu kommen, werden ausprobiert. An der Gesprächskultur und an einem ehrlichen Miteinander wird gearbeitet. Vielleicht gelang es auch wenig, das Machtgefälle in der katholischen Kirche anzubauen. Vielleicht war die Synode ein lange überfälliger Beitrag zu einem „Kulturwandel“ in der katholischen Kirche. Insgesamt also ermutigende Signale aus der „Synode der runden Tische“.

Deutlich wurde aber auch: Einige „heiße Eisen“ können erst dann geklärt werden, können nur dann geklärt werden, wenn eine (synodale) Geschäftsgrundlage gegeben ist. So wurde zwar über Aussagen der katholischen Lehre etwa zur Homosexualität kontrovers diskutiert, eine schnelle Entscheidung dazu aber ist nicht zu erwarten. Gleiches gilt für die Gleichberechtigung der Frauen. Auch für den Abschluss des gesamten Prozesses im Herbst 2024 sind wohl kaum Beschlüsse zu erwarten, die die Lehre der Kirche betreffen. Bemängelt wurde von einigen Beobachtern, dass die Missbrauchsthematik, die der Glaubwürdigkeit der Kirche noch immer zutiefst beschädigt, in den Gesprächen der Synode kaum eine Rolle spielte. Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, hält es für eine „verpasste Chance“, dass Betroffenenvertreter bei der Synode in Rom nicht miteingebunden gewesen seien. Wenn dort deren Stimme fehle, fehle auch „eine wesentliche Säule jeglicher Veränderungsprozesse in der Kirche in den nächsten Jahrzehnten“, so Norpoth. Es geht also keinesfalls um das Abarbeiten einer Reform-Agenda, sondern auch darum, die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen.  

Kritisiert wurde vielfach, dass sich die im Vatikan tagende Weltbischofssynode diesmal in ihrem Verlauf stärker abschottete als die Vorgänger-Synoden. Papst Franziskus sprach von einer „Enthaltsamkeit des öffentlichen Wortes“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden bezüglich ihrer eigenen Redebeiträge und die Äußerungen von anderen zu „Vertraulichkeit und Diskretion“ verpflichtet. Auch Zwischenergebnisse aus den Beratungen sollten diesmal nicht veröffentlicht werden. Eine Direktübertragung der Beratungen war nicht möglich, nur die vom Vatikan ausgewählten Teilnehmer haben Zugang. Die Journalisten werden täglich über die vatikanische Kommunikationsbehörde informiert. Vatikan-Sprecher Ruffini etwa bat die Journalisten um Verständnis für die Zurückhaltung bei der Kommunikation. Natürlich: Eine Synode ist keine Parlamentsdebatte. Das Zuhören ist wichtig. Und den Beratungen soll sich jeder und jede in einem geschützten Raum frei äußern können. Papst Franziskus etwa sagte: „Die am weitesten verbreitete Krankheit in der Kirche ist Geschwätz.“ In der Tat: Wie kontraproduktiv waren doch die Interview-Marathons vor und nach jeder Vollversammlung des Synodalen Wegs in Deutschland. Auch die Live-Übertragungen von diesem Format waren nicht immer hilfreich: Mitunter gewannen die Debatten wie in einem Parlament an unnötiger Schärfe und erschwerten einen breiten Konsens.

Einige können sich noch gut an die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1982—1965) zurückerinnern. Der Funke war damals von der Konzilsaula in Rom auf die Katholiken vor Ort übergesprungen. Damals etwa galt der Jesuit und Journalist Mario von Galli als „Auge des Konzils“. Mit seinen treffenden Analysen des Zweiten Vatikanischen Konzils begeisterte er ein Millionenpublikum im deutschen Sprachraum. Er erklärte und erschloss das Geschehen für Zuschauer und Zuhörer und konnte dadurch die konziliare Aufbruchstimmung nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz weitertragen. Mario von Galli sowie viele andere Beobachter und Journalisten sorgte also nicht nur für Anteilnahme der Christen vor Ort, sondern auch für die Weitergabe der Begeisterung und neue Dynamik an der Basis. Mit ihren Beiträgen stellten sie Transparenz her und ermöglichten sie es, dass sich die Katholiken weltweit in die Gesprächs- und Denkprozesse miteingebunden fühlten: Beteiligung durch Transparenz. Muss dies nicht besonders für eine Weltsynode gelten, die unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche. Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“ steht?

Offensichtlich müssen wir Katholiken noch den richtigen Weg finden, wie wir Synodalität leben wollen, wir wir künftig zu Entscheidungen kommen wollen und wie wir Partizipation ermöglichen. Manches auf dieser Session der Weltsynode ist vielversprechend und lässt aufhorchen. Aus den Erfahrungen im Vatikan lässt sich genauso lernen wir aus den Erfahrungen, die während des Synodalen Wegs in Deutschland gemacht wurden. Nicht alles hat sich als hilfreich und zukunftsweisend herausgestellt, doch vieles lässt sich optimistisch weiterentwickeln: das Zuhören-Lernen, ein neues Miteinander auf Augenhöhe, die Einbindung von Frauen, die Zeit für Gottesbegegnung und Gemeinschaftserfahrungen und letztlich auch der Umgang mit Mehrheitsbeschlüssen. Zu wünschen ist auch, dass in den nächsten Jahren auch Schritte zu mehr Gewaltenteilung, Machtkontrolle und Beteiligung sowie zu mehr Verbindlichkeit synodaler Weg- und Gesprächsgemeinschaft kommen kann. So können unsere liturgischen Feiern, unsere Verkündigung und unsere Seelsorge immer authentischer und die Sendung zu den Menschen immer lebensnäher und verständlicher zu gestalten. Lohnt es sich nicht, dafür auch miteinander zu streiten und zu ringen?   

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

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Sonntag, 05. Mai
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Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
Montag, 06. Mai
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Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
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Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
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Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
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10.00 Uhr
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Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Samstag, 18. Mai
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10.00 Uhr
Montag, 03. Juni
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
Samstag, 22. Juni
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Sonntag, 14. Juli
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 28. Juli
13.30 Uhr