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18.03.2022

Quo vadis, katholische Räte? Ein Kommentar zur Pfarrgemeinderatswahl 2022

Foto: pixabay

Pfarrgemeinderatswahl in Bayern: Millionen von Katholiken sind am 20. März aufgerufen, die Mitglieder der Pfarrgemeinde- und Kirchortsräte neu zu bestimmen. Diesmal gibt es in fast allen Pfarreien die Möglichkeit der Online-Wahl, vor vier Jahren gab es flächendeckend eine Briefwahl. Ob es durch die Online-Wahl zu einer ähnlich hohen Wahlbeteiligung kommt wie 2018, ist noch offen. Offensichtlich ist es den Verantwortlichen in unseren Diözesen wichtig, durch eine hohe Wahlbeteiligung die neugewählten Räte mit einer möglichst hohen Legitimität auszustatten. Von einigen Seiten wir ja auch Jahrzehnten versucht, die Pfarrgemeinde-, Dekanats- und Diözesanräte als demokratisches Element im kirchlichen Leben zu verstehen, das eine möglichst breite Mitbestimmung von Laien sicherstellt.

Doch wir müssen ehrlich sein: In wesentlichen Fragen bleiben diese Räte als solche aber von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Da muss ein Pfarrgemeinderat informiert und gehört werden, ein Dekanatsrat  soll miteingebunden sein, der Diözesanrat darf Vertreter in andere wichtige Gremien entsenden. Letztlich sind diese Gremien abhängig von der Arbeit und den Entscheidungen des Bischofs mit seinem Ordinariat und den diözesanen Gremien oder des Pfarrers und seiner Hauptamtlichen. In ihrem „Wirken in die Welt hinaus“, also in ihrem apostolischen Dienst, könne die Räte selbständig agieren. Doch ist dies nicht auch ein zutiefst pastoraler Dienst, also Einladung zur Begegnung mit Gott, Sorge um das Heil und Wohl der Menschen, das Mitwirken an einer menschenwürdigen Gesellschaft? Wer suggeriert, durch die Wahl oder eine hohe Wahlbeteiligung die demokratische Mitwirkung der Laien zu befördern, gaukelt sich selbst in den meisten Fällen etwas vor.

Auf unsere Kirche kommen in den nächsten Jahren große Herausforderungen zu: Es gilt zu klären, mit welchen personellen, finanziellen und räumlichen Ressourcen wir zurecht kommen müssen, wie wir in Familien, Dorfgemeinschaften und Stadtteilen ein Leben im christlichen Glauben fördern und gestalten können, wie wir pädagogische und pflegerische Dienstleistungen ermöglichen, wie wir Strukturen verschlanken und Synergien schaffen können, ohne dabei einen missionarischen Anspruch völlig aufzugeben. Es ist fraglich, ob lediglich mit einer Erhöhung der Wahlbeteiligung oder einer Digitalisierung bei der Durchführung der Wahl diese Aufgaben leichter bewältigt werden können. Zur wirklichen Weiterentwicklung der Gremienarbeit konnte ich in den letzten Jahren keine tieferen Impulse erkennen.

„Es sind ja nur fünf oder sechs Sitzungen im Jahr und du wirst dann für einen bestimmten Aufgabenbereich verantwortlich sein. Du hast es selbst in der Hand, wie viel Zeit du einbringst“ – mit solchen Aussagen gewinnt man (nicht nur in der Kirche) Ehrenamtliche, damit der gewohnte Betrieb weiterlaufen kann und die Gremien bei der anstehenden Wahl wieder gefüllt werden. Ob das genügt, ob es ehrlich und realistisch ist? Wir brauchen in den nächsten Jahren ein stärkeres Miteinander von Pastoral und Verwaltung, von Inhalt und Ressource, wir brauchen mehr Bereitschaft zu strategisch-konzeptionellen Denken und Arbeiten, mehr Vernetzung statt Kirchenturmpolitik, mehr gegenseitige Wertschätzung und ein neues Miteinander von Priester und Laien, von Haupt- und Ehrenamtlichen. Wir brauchen keine Vereinsmeierei, sondern Strukturen und Formate, in die wir uns mit Freude und Begeisterung, mit unseren Träumen und Wünschen, mit unseren vielfältigen Begabungen und Fähigkeiten einbringen können.

Im Vorfeld zu diesen Pfarrgemeinderatswahlen habe ich als Dekanatsreferent keinerlei Entwicklungsschritte in diese Richtung erkennen können. Als langjähriges Pfarrgemeinderatsmitglied stimmt mich dies traurig. Wir spüren allerorten: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Doch eine motivierende Vision oder die Einladung zu neuen Schritten fehlt derzeit vollkommen. Katholische Rätearbeit – quo vadis? Veränderungen im Wahlmodus, soviel steht schon einmal fest, werden dabei nicht alleine genügen.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


Weitere Texte von Christian Schrödl auf den Homepages der Dekanate Neumarkt und Habsberg:

"Nicht nur im stillen Kämmerlein" - Gedanken zur Umkehr (14.3.2022)

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"Welche Überschrift?" - Ein Impuls zum Fest "Taufe des Herrn" (9.1.2021)

"Da fielen sie nieder"- Ein Kommentar zum Hochfest "Erscheinung des Herrn" (6.1.2021)

"Zu Engeln und Friedensbringern werden" - Weihnachtsgrüße 2021 des Dekanates

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"Wie Gottes Geist durch das Dekanat weht" - Zum Dekanatsforum (9.11.2021)

"Zeit der Lichter" - Impuls für den Alltag (7.11.2021)

"Die Netze auswerfen" - Impuls zum Thema des Dekanatsforums (29.10.2021)

"Gegen die Betriebsblindheit" - Impuls für den Alltag (24.10.2021)

"Am Reichtum teilhaben" - Impuls zum Rosenkranzfest (10.10.2021)

"Es gibt so viele Wege zu Gott..." - Vortrag bei Cursillo (18.9.2021)

"Die Kirche und die Corona-Krise" (Online-Vortrag vom Januar 2021)

Die nächsten Termine

Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Samstag, 22. Juni
10.00 Uhr
Sonntag, 14. Juli
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 28. Juli
13.30 Uhr
Sonntag, 15. September
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 27. Oktober
17.00 Uhr
Gedenkkonzert zu Ehren der Lauterhofener Korea-Missionare
Ort: Pfarrkirche St. Michael Lauterhofen
Veranstalter: Pfarrverband Lauterhofen
Sonntag, 03. November
13.30 Uhr
Kirchenführung Münster St. Johannes mit Schwerpunkt "Isenheimer Altar"
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Tourist-Information Neumarkt
Sonntag, 17. November
17.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt