Zum Inhalt springen
14.11.2023

Seine Spuren finden: Notizen aus Berlin

Foto: pixabay

Unser Aufenthalt in Deutschlands Hauptstadt neigt sich dem Ende zu. Knapp eine Woche waren wir in Berlin und haben dort seit langem einmal wieder meinen Bruder und seine Familie besucht. Wir haben hier ein paar schöne Tage mit viel Spielen, Ratschen, gemeinsamen Kochen und Essen verbracht. Wir machten mit den Kleinen allle Spielplätze im Stadtbezirk unsicher und waren natürlich auch am Reichstag, am Brandenburger Tor, am Dom, am Roten Rathaus, am Stadtschloss. Ein Höhepunkt dieser Tage war schließlich der Besuch der drolligen Panda-Bären im Berliner Zoo. In Erinnerung bleibt mir auch: Viele Menschen, volle Busse und U-Bahnen, fast pausenlos geöffnete Supermärkte, Geschäfte für jeden Herzenswunsch, Gastronomie ohne Ende, Viertel mit viel internationalem Flair, Essen aus aller Herren Länder, fremde Sprachen an Bahnhöfen und Rolltreppen. Mir fiel dabei auf: Man kann in dieser quirligen Metropole viel erleben und eine gute Zeit verbringen, aber man findet hier – abgesehen von den Kopftüchern muslimischer Frauen – kaum Spuren gelebter Religiösität. Das Leben der Menschen führt offensichtlich an den Kirchengebäuden vorbei. Die Spuren christlichen Glaubens sind in der Großstadt kaum wahrzunehmen. Im Kiez spielen evangelische und katholische Kirche allenfalls eine Nebenrolle. Wo finden wir Gottes Spuren in dieser Stadt.

Ich werde fündig. In den Gärten der Welt, im Gelände einer früheren Gartenausstellung, zwischen den Stadtteilen Marzahn und Hellersdorf. Im Wasserplätschern des japanischen Gartens herrscht eine eigene Atmosphäre, kommen wir zur Ruhe: Erwachsene und Kinder. In der Beschreibung des Gartens ist zu lesen: „Leitmotiv des Gartens ist das Wasser, das einerseits das Zusammenfließen von Kulturen symbolisiert, und andererseits auf den Verlauf der Geschichte verweist.“ Und die Online-Enzyklopädie Wikipedia bringt es wunderbar auf den Punkt: Der Garten ist „Ort des  Schweigens und des Schauens und bildet eine Art Freiluftkirche.“ Im koreanischen, balinesischen und orientalischen Garten nebenan geht es uns ähnlich: Wir spüren auch dort einen Funken des göttlichen Schöpfers, ein wenig von der Weisheit, Schönheit und Größe Gottes. Natur und Kultur verbinden sich auf eine harmonische Weise. Das spricht mich mehr an als so mancher Kirchenbesuch. Ich denke mir: Gott erlebe ich und zeigt sich mir manchmal ganz anders, als ich es erwarte.

Auch in der unübersichtlichen und auf den ersten Blick so gott-losen Großstadt lässt sich der Fingerzeig des Allmächtigen erkennen: Im Abseitigen, im Unerwarteten – manchmal zufällig und überraschend. Es lohnt sich, der Lebendigkeit und dem Trubel des Alltags ein wenig zu entkommen und dabei die eigenen Horizonte zu erweitern. Vielleicht blicke ich dann wieder anders auf diese Stadt und ihre Menschen: Ich nehme ihre Farben, Geräusche und Gerüche wieder bewusster wahr und ich merke plözlich wieder, wie es den Menschen um mich herum geht. Ob alles passt oder ob ich mich für jemanden oder eine Sache engagieren will. Wo meine Hilfe und Unterstützung gefragt ist. Ein Park oder Garten lädt mich dazu genauso ein wie der Tierpark, ein Kinderspielplatz, eine Bushaltestelle, die Waggons einer S-Bahn, eine Ruhebank im Grünen, der Blick aufs Wasser, das Plätschern eines Brunnens. Vielleicht wird so ein wenig vom „himmlischen Jerusalem“ spürbar, der Stadt des ewigen Friedens und vollkommener Gerechtigkeit.  

Nicht immer braucht es also Kirchengebäude, Gottesdienste und Religionsunterricht, um mit Gott, unserem Schöpfer, in Berührung zu sein. Nicht immer muss Kirche an allen Ecken und Enden präsent sein. Nicht alles religiöse Leben, nicht jede Gottesbegegnung kommt nur in kirchlichen Räumen und Angeboten zustande. Das kann unsere Kirchen durchaus bescheidener und gelassener werden lassen. Und vielleicht macht es mich persönlich auch noch aufmerksamer und kreativer, um Gottes Spuren in meinem Leben zu entdecken.  

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Samstag, 22. Juni
10.00 Uhr
Sonntag, 14. Juli
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 28. Juli
13.30 Uhr
Sonntag, 15. September
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 27. Oktober
17.00 Uhr
Gedenkkonzert zu Ehren der Lauterhofener Korea-Missionare
Ort: Pfarrkirche St. Michael Lauterhofen
Veranstalter: Pfarrverband Lauterhofen
Sonntag, 03. November
13.30 Uhr
Kirchenführung Münster St. Johannes mit Schwerpunkt "Isenheimer Altar"
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Tourist-Information Neumarkt
Sonntag, 17. November
17.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt