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10.09.2021

Impuls für den Alltag: Menschenwürde in Gefahr

Foto: pixabay

Da steht einer an Neumarkts Marktstraße, macht auf seine Not aufmerksam und bettelt. Da ist eine junge Frau psychisch krank; sie leidet darunter und ist isoliert, aber es findet sich keine Möglichkeit, ihr zu helfen.  Da ist eine Flüchtlingsfamilie, die abgeschoben werden soll und einer unsicheren Zukunft entgegensieht. Da erfährt in unserem Landkreis eine junge Frau, aus ihren eigenen Aussagen zufolge „aus eine multikulturellen Familie“ stammt und in diesen Tagen für den Deutschen Bundestag kandidiert,  offenen Rassismus: Ihre Wahlplakate wurden systematisch beschmiert. Und eine Partei fordert auch in Neumarkts Straßen mit ihren Plakaten dazu auf, dass der politische Gegner gehängt werden solle.

All das macht mich unruhig. Wie gut es uns doch eigentlich in unserem Land und in meiner Stadt Neumarkt geht: Es gibt Wohlstand und viele Möglichkeiten, sich zu bilden und weiter zu entwickeln. Unser Gesundheitssystem gehört zu den besten in der Welt. Wir leben schon seit Jahrzehnten in Frieden und politischer Stabilität. Jeder und jede kann die eigene Religion oder die sexuelle Orientierung frei ausüben, die Weltanschauung oder politische Meinung fast uneingeschränkt äußern. Der Rechtsstaat schützt mich vor Unrecht, Verfolgung und Willkür. Und dennoch erlebe ich immer wieder Benachteiligung und schiere Unmenschlichkeit. Es gibt so viele Fälle, in unserem Alltag und in unserer allernächsten Nähe, dass die Menschenwürde jedes und jeder einzelnen bedroht ist. Weil Wohlstand und Ressourcen nicht gerecht geteilt werden, weil jeder nur auf sein eigenes Glück schielt, weil Lebensperspektiven fehlen, weil jemand verbittert und voller Hass ist, weil Angst und Überforderung immer mehr zunehmen – es gibt so viele Gründe, warum die Welt an vielen Stellen – auch in meiner nächsten Umgebung – lieblos und würdelos ist.

Unser christliche Glaube lädt uns dazu, jeden Menschen als ein Abbild Gottes, als unsere Schwester und unseren Bruder, in den Blick zu nehmen und anzunehmen – ganz unabhängig davon, wie er aussieht, wo er lebt, was der denkt und fühlt, wie viel er besitzt, was er kann oder eben auch nicht. Ich empfinde es als eine lebenslange Aufgabe, immer wieder den einzelnen in den Blick zu nehmen und in mein Herzu zu schließen. Und ich erlebe so manches Mal, dass ich selbst beschenkt werde, wenn ich für jemand anderen da bin. Als Christen sind wir dazu berufen, uns immer wieder neu auf den Weg zu machen – damit die Liebe und der gegenseitige Respekt in dieser Welt wachsen kann und damit die Würde des Menschen mehr und mehr Raum gewinnt. Die Frohe Botschaft von Jesus Christus macht mir Mut, gegen Lieblosigkeit und Kaltherzigkeit anzuarbeiten, gegen die Ungerechtigkeit und Ausbeutung anzukämpfen, gegen Hass und Hetze anzuschreien. Gott schenke mir dazu immer wieder Kraft und Auftrieb.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


Weitere Texte von Christian Schrödl auf den Homepages der Dekanate Neumarkt und Habsberg:

"Altweibersommer" - Impuls für den Alltag (5.9.2021)

"Kleider machen leute" - Impuls für den Alltag (29.8.2021)

"Löscht den Geist nicht aus!" - Ein Kommentar (29.7.2021)

"Urlaubsreif" - Impuls für den Alltag (18.7.2021)

"Kraft aus den Wurzeln ziehen" - Kommentar zur regionalen Willibaldswoche (11.7.2021)

"Neue Wege gehen" -Ein Impuls zur Willibaldswoche aus dem Dekanat Habsberg (5.7.2021)

"ZuMUTungen" - Religiöser Impuls zur Willibaldswoche (1.7.2021)

"Liebes-Leben" - Impuls für den Alltag (11.6.2021)

"Nach der Pandemie ist vor der Pandemie" - Impuls für den Alltag (6.6.2021)

"Wachsen in Wert und Würde" - Impuls für den Alltag (16.5.2021)

"Kirche for future?" - Ein Kommentar (4.5.2021)

"Wahrheit finden und leben" - Impuls für den Alltag (2.5.2021)

"Alles hat seine Zeit" - Impuls für den Alltag (18.4.2021)

"Die Herzen wieder brennen lassen" (Ostergruß 2021 des Dekanates Neumarkt)

"Das Zwitschern der Vögel" - Impuls für den Alltag (21.3.2021)

"Was wirklich wichtig ist" - Impuls für den Alltag (7.3.2021)

"Und natürlich Gesundheit!" - Impuls für den Alltag (21.2.2021)

"Die Kirche und die Corona-Krise" (Online-Vortrag vom Januar 2021)

Die nächsten Termine

Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Samstag, 22. Juni
10.00 Uhr
Sonntag, 14. Juli
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 28. Juli
13.30 Uhr
Sonntag, 15. September
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 27. Oktober
17.00 Uhr
Gedenkkonzert zu Ehren der Lauterhofener Korea-Missionare
Ort: Pfarrkirche St. Michael Lauterhofen
Veranstalter: Pfarrverband Lauterhofen
Sonntag, 03. November
13.30 Uhr
Kirchenführung Münster St. Johannes mit Schwerpunkt "Isenheimer Altar"
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Tourist-Information Neumarkt
Sonntag, 17. November
17.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt