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30.03.2020

Innehalten: Risikopatient Kirche?

foto: pixabay

Neumarkt/Habsberg (dbnm) - In einem sehr (selbst-)kritischen Statement beschäftigt sich Dekanatsreferent Christian Schrödl mit dem Reformbedarf in der Kirche. Die "Vorerkrankungen", unter denen die Kirche derzeit leide, könnten durchaus behoben werden.


Risikopatienten sind in der derzeitigen Corona-Krise ganz besonders zu schützen: Menschen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma, Immungeschwächte sind extrem gefährdet und sollen ihre sozialen Kontakte dringend reduzieren. Ältere Menschen müssen besonders auf sich aufpassen und sollen möglichst nicht viel mit Jüngeren in Kontakt sein. Die Isolation älterer und kranker Menschen wird wohl zeitlich über die Schließung der Schulen und Kindergärten hinausgehen.

Ist unsere Kirche mit all ihren Vorerkrankungen nicht auch eine solche Risikopatientin? Schon bevor sie sich in Quarantäne begeben hat, hat sie durch Missbrauchsfälle und Finanzskandal an Glaubwürdigkeit verloren. Da wurde deutlich, dass es zwischen Papst Franziskus und zahlreichen ranghohen Kurienmitarbeitern hinter den Kulissen ordentlich funkt. Im Vorfeld des synodalen Wegs stritten Bischöfe und andere Kirchenvertreter öffentlich über das weitere Prozedere. In vielen Bistümern wird die Zukunft oft nur in einer flächendeckenden Versorgung durch zelebrierende Priester und Vergrößerung der pastoralen Einheiten gesehen. In unserer Diözese Eichstätt scheint viel Vertrauen in die Leitung des Bistums und in die Arbeit des Verwaltungsapparates abhanden gekommen zu sein. Dazu kommen zahlreiche Seelsorger, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in der Lage sind, das Leben der Gläubigen zu berühren. Gemeindereferenten, die verzweifeln, weil sie spüren, wie ihre gut gemeinten Bemühungen oftmals ins Leere laufen. Ehrenamtliche Funktionäre, die auf dem Erhalt des Status Quo beharren. Ein Abarbeiten von Tagesordnungen. Eine Aneinanderreihung von zwar liturgisch korrekten, aber trotzdem häufig leb- und lieblosen Gottesdiensten. Großeltern unter sich, die Jungen kommen schon gar nicht mehr.

Waren wir nicht schon vor Corona auf dem Weg in die Isolation? Haben wir uns nicht vor dieser Krise schon zurückgezogen aus dem pulsierenden Leben der Menschen: Weil wir ihre Sprache nicht mehr sprechen und mit ihnen keinen Kontakt aufnehmen können? Weil wir uns in eine Frömmigkeit zurückziehen, die von nur noch sehr wenigen geteilt wird? Weil wir das Wegbleiben einfach als Gesund-Schrumpfen interpretieren? Weil wir auf Strukturen, Gewohnheiten und Ansprüchen beharren? Weil Macht nicht geteilt wird? Weil es in der Jugendarbeit, in der Kultur, ja selbst in öffentlichen Zeremonien und Events zwischenzeitlich professionellere Anbieter gibt? Weil zwar Kirchensteuern erhoben werden, aber der Service oftmals deutlich zu wünschen übrig lässt? Weil uns Visionen und Kreativität und die Wertschätzung von Vielfalt fehlen? Schlichtweg: Weil wir als Kirche unreformierbar geworden sind? Chronisch krank? Unheilbar?

Wenn hoffentlich schon bald die Corona-Pandemie wieder abflauen wird, bleibt vielen Patienten leider ihre chronische Erkrankung, ihre „Vorerkrankung“. Sie müssen sich auch weiterhin häufig ärztlich untersuchen lassen, Medikamente einnehmen, Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Ihr Leiden oder ihre Beeinträchtigung geht weiter. Als Kirche aber hätten wir die Chance, uns auf ein neues Leben ohne Quarantäne und Isolation, ohne Misstrauen und Vorbehalte, ohne Angst vor der Zukunft einzulassen. Kann uns nicht folgender Satz Jesu über diese Krise hinaus frei machen und beflügeln: „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt!“ (Mt 18,20).

 

Passen Sie gut auf sich auf!

 

Ihr Christian Schrödl

 

In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag

Die nächsten Termine

Samstag, 04. Mai
10.00 Uhr
Sonntag, 05. Mai
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Freitag, 17. Mai
09.30 Uhr
10.00 Uhr
19.00 Uhr
„Don Kosaken Chor Serge Jaroff“ - Konzert
Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Samstag, 18. Mai
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
Samstag, 22. Juni
10.00 Uhr
Sonntag, 14. Juli
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Sonntag, 28. Juli
13.30 Uhr